Montag, 20. Februar  – Blackhead- Leura - drei Schwestern und keine Wasserfälle

In der Nacht haben wir erneut ein mega Gewitter. Das blitzt und kracht und prasselt auf unser Camperli, dass wir fast Angst bekommen. Aber auch das überstehen wir unbeschadet. Nach nur einem kurzen Kaffee, machen wir uns wiederum früh auf den Weg Richtung Katoomba. Dort gibt es den schönsten Aussichtspunkt auf die „three Sisters“ eine Felsformation mit der Geschichte der 3 verwunschenen Schwestern. Wir erreichen die Felsen und den endlos scheinenden Wald darum herum, im tiefen Nebel liegend. Mystisch und atemberaubend schön. Nach und nach lichtet sich der Nebel und gibz den Blick auf die Sehenswürdigkeit und die unglaubliche Weite der Eukalyptuswälder frei. Wir können kaum fassen, dass vom Wald kein Ende zu erblicken ist, egal in welche Himmelsrichtung wir schauen. Der Wald endet immer am Horizont…Wenn man’s nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann man sich’s nicht vorstellen. Wir machen einen kurzen Spaziergang rund um die Schwestern und lesen auf der Aussichtsplattform die Widmung auf der Besuchertafel von Queen Elisabeth aus England und knipsen unzählige Fotos.

Weiter geht’s mit dem Camperli Richtung Wentworth Falls. Die bekannten Wasserfälle, die 300m in die Tiefe stürzen. Leider sind diese aus der Ferne nur schlecht erkennbar. Um den Umfang dieser Atraktion erkennen zu können, wäre eine ausgedehnte Wanderung notwendig, die wir aufgrund der Hitze und unserer eher schlechten Kondition nicht machen wollen. Also dann, halt kein Wasserfall, nur paar Bilder, die knapp erahnen lassen, was wir verpasst haben. 

Dann der krasse Kontrast: das Städtchen „Leura“ ist unser nächster Stopp. Ein winziges Städtchen, sehr gepflegt mit klitzekleinen, aber sehr eleganten Shoppingmöglichkeiten. Wunderschöne Läden mit edlen, meist handgefertigten Waren. Aus jedem Geschäft riecht es herrlich, nach handgemachten Seifen und Duftwassern. Wir nehmen uns viel Zeit, promenieren, gaffen und essen ein Curry zu Mittag (das ist allerdings alles andere als edel). Wir entdecken dann auch eine wunderbare Bäckerei und siehe da, können dort sogar ein lecker Brot kaufen, dass dem Schweizer Standard um einiges näher kommt, als das bis dahin konsumierte Schaumgummibrot aus dem Supermarkt.

 

Unsere 2te Campingnacht in Blackhead ist dann auch wieder eher mühsam. Es schüttet  wieder wie verrückt. Wir besprechen noch die Reiseroute für den nächsten Tag und suchen die Reiseunterlagen heraus. Süni sortiert und speichert alle Fotos. Wir warten darauf, dass der Regen endlich aufhört. Aber das tut er nicht. In unserem kleinen Camperli können wir uns bei dem Wetter nicht weit bewegen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als nach ein paar Bierchen zu zischen, und dann zeitig, um 19.30 das Licht zu löschen. Es regnet und regnet, die Tröpfe prasseln auf das Dach unseres Camperlis. Und dieses Geräusch begleitet uns in einen ruhigen, zufriedenen Schlaf.

Dienstag, 21. Februar  – Huskisson – einfach der Sonne entgegen

Einen kurzen Moment hört der Regen auf. Schnell nützen wir den Moment und stehen auf, duschen und frühstücken kurz. Wir machen uns für unsere Weiterreise bereit. Unser Ziel: Jervis Bay, ca. 3.5 Std. Fahrt Richtung Ostküste, oder einfacher gesagt, einfach Richtung Sonne (schau, da vorne ist es heller am Himmel, da gehen wir hin…). Wir fahren auf dem Highway nahe an Sydney vorbei. Wir ignorieren dabei alle Hinweise auf die zu leistenden Autobahngebühren. Weil, noch wenn wir wollten, wir haben keine Ahnung, wie wir so eine Vignette bekommen. Weit und breit keine Zahlstelle, lediglich der Hinweis auf eine Telefonnummer, die wir mit unserem Handy (weil vermutlich die falsche Vorwahl) nicht erreichen können. Was soll’s die kommen dann schon, wenn sie was wollen. Spätestens wenn wir den Camper abgeben, werden sie uns wohl büssen.

 

Unsere Navi-Gritte führt uns –einmal mehr- in die Pampa. Nix da Jervis Bay. Die Suche nach einem Campingplatz geht also in die nächste Runde. Aber die Dummen haben manchmal Glück. So finden wir einen wunderschönen Campground in Huskisson, direkt am Meer gelegen. 5 Minuten zu Fuss am Strand entlang ins kleine Städtchen. Erst muss mal ein „VB“ (das beste aller australischen Biere) her! Oh Schreck, mein Handy ist weg. Es muss mir mal beim Aussteigen aus dem Camperli, aus der Jackentasche gefallen sein. Shit!

Meine ganzen Adressen von Freunden und Familie waren darin gespeichert. Aber nun, was soll’s ich kann’s nicht ändern. Wir spazieren den schneeweissen Sandstrand entlang, Richtung Zentrum. Es ist noch immer bewölkt und sehr windig, dafür hat es aufgehört zu regnen. Wir promenieren durch das Städtchen auf und ab und kehren dann am Hafen auf einen Drink ein. Es ist bereits 16.00h und seit der Confi-Schnitte zum Frühstück, haben wir nichts mehr gegessen. Wir sind beide mega müde und zerschlagen. Wir bestellen eine Portion Fish and Chips (Fischknusperli und Pommes) und teilen uns diese. Später wollen wir dann noch was „Rechtes“ essen.

Es ist nicht gerade viel los in Huskisson. So gehen wir zurück auf den Campingplatz. Unser netter Campingnachbar gibt uns gute Tipps wo wir auf unserer Reise noch hin sollen. Er empfiehlt und auch einen guten Campingplatz in Melbourne. Ich wasche mal wieder eine Trommel Wäsche und danach ziehen wir nochmals los ins Städtchen.  Süni hat Lust auf Pizza. Die Lust ist aber wohl grösser als der Hunger. So packen wir die Resten der Pizzen ein und nehmen sie mit für den nächsten Tag. Vor unserem Camperli zünden wir einmal mehr die Kerze an und schlürfen einen Schlummerbecher „VB“.

 

Mittwoch, 22. Februar  – Ulladulla oder Narooma – hauptsache wir kommen an

Heute früh nehmen wir es mal wieder ganz gemütlich. Wir frühstücken ausgiebig mit frischem Brot vom Bäcker (dem Schaumgummibrot haben wir endgültig lebewohl gesagt), Confitüre, Nutella und Käse. Wir duschen, packen zusammen und fahren los.

Nach einer Stunde halten wir bereits in „Ulladulla“. Diese Städtchen ähneln sich sehr. Der Hafen sieht fast gleich aus, wie zuvor in Huskisson. Wir fotografieren, trinken einen Kaffee (Bier gibt’s konsequent erst abends) und fahren weiter.

 

Das nächste Ziel ist „Batemans Bay“. Hier gibt’s Mittagessen. Für Süni Chicken mit Champignonrahmsauce (also eine Art Rahmschnitzel…) und ich esse Chicken Wrap. Wir entschliessen uns weiter zu fahren, Richtung Narooma. Um 15.00h sind wir bereits da. Wir finden wiederum auf Anhieb einen supertollen Campingplatz direkt am Meer und das für 30 Dollar (30 sFr), günstig wie noch nie zuvor.

Im Touristenbüro buchen wir für morgen einen Ausflug. Mit dem Boot nach Montague Island, eine Insel auf der es viele Seelöwen geben soll und wenn man Glück hat, auch Pinguine. Abends bleiben wir auf dem Campingplatz. Wir haben noch ein grosses Steak im Gefrierfach und Reste von der gestrigen Pizza. Der Bootsausflug hat 190 Dollar gekostet und man muss ja auch mal ein wenig sparen.

Das Steak ist Sünis Premiere auf dem Campinggrill. Ohne Fett und Butter wird das aber leider gar nichts. Ekelhaft, zäh und trocken, fliegt es in den Müll. Kalte Pizza muss für heute reichen!

Sonnenuntergang in Narooma

 

Sonnenaufgang in Narooma

Donnerstag, 23. Februar  –Narooma – Montague Island – komm spiel mit mir!

An diesem Morgen, gelingt es uns, bis 9.00h auszuschlafen! Wir frühstücken gemütlich, duschen und machen uns einmal mehr auf den Weg, Lebensmittel einzukaufen. Wir brauchen schon wieder Milch, Brot und Käse. Um halb eins werden wir am Hafen von der „Spirit of Narooma“ einem hübschen, weissen Boot mit Australienflagge, abgeholt. Der Skipper ist ein richtiges Original. Langes, strubbeliges, blondes Haar, einen langen bis auf die Brust reichenden Bart und einen beinahe ebenso langen, seehundeähnlichen Schnurrbart. Sein Name ist Wazza und vermutlich unter all den Haaren, gar nicht so alt, wie er auf den ersten Blick wirkt. Auf dem Schiff sind wir in einer Gruppe mit 5 weiteren Erwachsenen und 2 Kindern.

Wazza unser Skipper
Wazza unser Skipper

Während der rasanten, halbstündigen Fahrt Richtung Montague Island, versichert uns Wazza, dass es für unser Vorhaben ein Prachtstag ist und das Meer die allerbesten Bedingungen bietet. Wazza redet mit original australischem Slang, also sind seine Ausführungen für uns nur schwer zu verstehen.

 

Auf der Insel angekommen, nimmt uns ein anderer Guide in Empfang und führt uns den Hügel hinauf, Richtung Leuchtturm. Wir hören viel über den Lebenszyklus der Pinguine und Ihre Gewohnheiten. In einem kleinen Hüttchen am Wegrand, sehen wir dann auch einen kleinen Pinguin namens Ralph. Die Pinguine kommen vor allem für die Fortpflanzung immer wieder auf diese Insel. Diese Zeit des Jahres haben wir jedoch leider verpasst. So bleibt Ralph für uns auch das einzige dieser niedlichen Frackmännchen.

Schwitzend und schnaufend auf dem Gipfel angekommen, dürfen wir den Leuchtturm besteigen und die prächtige Aussicht von oben geniessen. Wieder unten angekommen, breiten wir unser mitgebrachtes PiqueNique aus und essen selbstgemachte Sanwiches und trinken Wasser. Zurück auf dem Schiff, geht es nur einige Minuten weiter, dem Ufer entlang, Richtung Osten in eine kleine Bucht.

 

 

 

Wazza wirft Anker und da sehen wir sie auch bereits. Eine grosse Gruppe australische, und eine weitere Gruppe neuseeländische  Pelzseelöwen! Einfach fantastisch! Das haben wir noch nie in freier Wildbahn gesehen. Süni knippst gefühlte tausend Fotos. Ich lasse es mir nicht nehmen, zu den Wildtieren ins Wasser zu steigen. Wir haben von Wazza, Schnorchel, Tauchbrille und Schwimmflossen, sowie detaillierte Instruktionen, wie wir uns zu verhalten haben, erhalten.

 

Zusammen mit einer Familie (Vater, Mutter und Sohn, ca. 11 jährig), springe ich ins glasklare Meer. Ca. 5 der niedlichen Seelöwen schwimmen um uns herum. Vermutlich jüngere Tiere, die auf Armeslänge an uns vorbei, wilde Purzelbäume schlagen. Mit riesengrossen, kugelrunden Augen schauen sie uns an als wollten sie sagen: „komm, spiel mit mir!“ Ich flippe beinahe aus. Mein Herz jauchzt vor Freude. Die Tiere kommen so nah, man könnte sie problemlos streicheln. Wazza hatte uns gebeten, sie nicht zu berühren und ihnen Respekt zu zollen. Ich halte mich daran. Ausserdem bin ich mir durchaus bewusst, dass die Stimmung jederzeit umschwenken kann. Die grossen, ausgewachsenen Tiere, lassen die Jungen und uns, vom Ufer aus nicht aus den Augen. Ich spüre, dass wir zwar geduldet sind, aber auch, dass wir jederzeit vertrieben werden, falls es die Situation aus Sicht der Herdenführer erfordert. Wir hätten gegen diese Tiere keine Chance.

Etwa ein halbe Stunde dürfen wir im Wasser bleiben.

Anschliessend werden wir zurück an Bord, mit Kaffee versorgt und eine weitere halbe Stunde später wieder an Land gesetzt.

Dieses Erlebnis mit den übermütigen Seelöwen werde ich mein Leben lang nie vergessen.

Am Abend auf dem Campingplatz kochen wir Spaghetti mit frischen Tomaten, Zwiebeln und Peperoni und gönnen uns dazu eine gute Flasche Rotwein.