Montag, 3. März –Rocklegende „what an honor (welch eine Ehre)!“

Um kurz vor 9.00h stehen wir abreisefertig in den Startlöchern. Wir dürfen auf eine spannende, ereignisreiche Woche in Fremantle, Perth und Umgebung zurückschauen. Trotz der schönen Tage auf dem Fremantle Village Camingplatz, sind wir froh, unsere Reise in unbekannte Regionen fortsetzen zu können. Wir wollen als erstes unseren Proviant auffüllen. Vor dem Woolworth (Supermarkt) angekommen, lesen wir jedoch an der Eingangstüre, dass der Laden am Sonntag erst um 11.00h öffnet. Ja, richtig, es ist zwar Montag, aber ein Feiertag in Australien. So etwas ähnliches wie bei uns der „Tag der Arbeit“. Also schreiten wir gleich zu Programmpunkt Nummer 2 über. Ein Programmpunkt, der vorallem mir sehr wichtig ist. Wir wollen die Grabstätte von Bon Scott, dem ehemaligen Leadsänger der australischen Rockband „AC/DC“ besuchen. Bon Scott ist 1980 imAlter von 33 Jahren an den Folgen einer Alkoholvergiftung gestorben.  Zusammen mit seiner Band, stand er zu dem Zeitpunkt auf dem Gipfel des Erfolges. Ich erinnere mich noch bestens an die Botschaft über seinen Tod. Damals konnte sich keiner vorstellen, dass AC/DC je einen würdigen Nachfolger finden würde. Jedenfalls hinterliess Scott eine mächtige Lücke. Ich glaube an diesem Morgen selber nicht wirklich daran, diese Grabstätte zu finden, meist gibt es in Städten mehrer Friedhöfe und die sind endlos gross. Wie im Internet recherchiert, fahren wir auf den Memorial Cemetery, der lediglich 8 km von unserem Campingplatz entfernt liegt. Uns wird beim Betreten des Grundstückes „anders“. Hunderte, nein was sage ich, tausende Gräber liegen vor uns, soweit unsere Augen schauen können. Die einzelnen Blöcke der Gräber in Adressen unterteilt. Ja, in der Tat, jedes Grab hat eine eigene Adresse. Fein säuberlich unterteilt in Konfession, danach nach Erd- oder Urnenbestattung. Aber ich habe keinen blassen Schimmer, wonach wir genau suchen. Ich erwarte auch nicht, dass an der Pforte gross angeschrieben steht: Hier ruht Bon Scott, ihr lieben Touristen, kommt alle mal vorbei zum Gaffen! Ziemlich planlos durchqueren wir den sicher kilometerlangen Friedhof, in der prallen Sonne. Kreuz und quer, hin und her, und wir sind nicht nur von der Grösse fasziniert, sondern auch von all den verschiedenen Grabsteinen. Eindeutig in der Mehrzahl, sind Gräber mit italienischen Familiennamen. Wir wissen aus der Reiselektüre, dass Fremantle die Stadt der Italiener ist. Dies spiegelt sich auch auf diesem Friedhof. Viele sind pompös, mit Statuen versehen, vorallem Familiengräber kommen reich daher.  Noch mehr davon sind jedoch ziemlich verwahrlost. Irgendwo stehen dann endlich Menschen, ein asiatisches Paar, die ich nach Scott’s Grab fragen will. Der nette Herr scheint Bescheid zu wissen. Das sei irgendwo in der Nähe des Haupteinganges, aber genauer wisse er es auch nicht. Super, aus der Richtung sind wir gekommen. Also los, dahin zurück. Wir suchen mehr als eine geschlagene Stunde, ohne Erfolg.

 

In einem Grabblock umgeben vieler Rosenranken, treffen wir auf zwei Herren, vermutlich Vater uns Sohn. Den jüngeren, er ist etwa in meinem Alter, frage ich erneut nach Auskunft. Ah, ja, er wisse, das Grab sei hier irgendwo, aber leider wisse er auch nicht genau in welcher Ecke. Daraufhin steigt er in sein Auto (man kann den Friedhof teilweise mit dem Auto befahren, weil soooo gross) und macht Anstalten davon zu fahren. Bald steigt er jedoch wieder aus und drückt mir einen Zettel in die Hand: „Hier das ist die Adresse des Grabes, ich habe schnell meinen Sohn angerufen, der konnte sie ausfindig machen“. Da haben wir sie wieder in vollem Umfang, die Hilfsbereitschaft, wie sie nur Australier an den Tag legen. Welcher Schweizer hätte sich dermassen für zwei Fremde bemüht? Nord/west corner, GN3, Nr. 10 lautet die Friedhofadresse der Rocklegende.

Nun müssen wir nur noch die Adresse finden, denn auch diese Adressen haben für Unwissende keine wirkliche Logik. Nach weiteren 10 Minuten, traue ich aber meinen Augen nicht, ich sehe von weitem das kleine, unscheinbare Urnen-Grab, welches jedoch am meisten mit buntem „Nippes“ umgeben ist. Das muss es sein! Mir stockt für einen Moment der Atem. Ich bin gerührt und in dem Moment endlos stolz, dass ich hier stehen und die Inschrift auf der kleinen Bronzeplatte lesen darf. Ein wirklich denkwürdiger Moment für michl Heute noch pilgern die Fans zu diesem Grab und legen künstliche Blumen, Fotos, Bierflaschen und vorallem Metalldeckel von Bierflaschen nieder. Aber auch eine kleine „Jack Daniels“ Flasche liegt auf der Tafel mit der Inschrift. Es ist auch ein offizielles Plakat angebracht, welches auf das Grab und den Verstorbenen hinweist. Wir verharren einen Moment und lassen diese Bilder auf uns wirken.

Unser Weg führt uns weiter an die „Cottesloe-Beach“, eine Badebucht, die ich von meinem ersten Besuch in Perth, vor 11 Jahren her kenne und die ich gerne wiedersehen wollte. Wir kaufen uns eine Glace und schlecken sie am Strand unter einem Baum sitzend.

So nun aber wirklich los, sonst kommen wir nie in Cervantes an. Das ist nämlich unser Tagesendziel heute. Unterwegs dann noch rasch eingekauft, fahren wir die gut 200 km erst durch grüne Wälder, über Steppen, zwischen Palmenhainen durch, bis die Umgebung karger wird und wir erste Sanddünen der Wüste erreichen.

 

Cervantes ist für uns Ausgangspunkt für die Erkundung des Nambung Nationalparks, welcher unter anderem für seine Stromatoliten bekannt ist. Aber davon dann morgen mehr. Die Stadt selber wurde erst 1962 gegründet. Sie war einst ein wichtiger Ort für den Felsenhummerfang, heute jedoch mehr noch ein Touristenzentrum. Auf dem Campingplatz angekommen, unternehmen wir sofort einen Abendspaziergang am Meer entlang. Der Strand ist voller Seetang und daher nicht sehr anmächelig. Vor der Küste liegen jedoch viele Fischerboote vor Anker, die wir bewundern. Die Bewegung im Wind, tut uns, nach der Hitze gut. Es hat auf 27 Grad „abgekühlt“ und der Himmel wurde im Verlaufe des Tages grauer und grauer. Ein Bild, dass wir schon lange nicht mehr gesehen haben ;-) In der Campküche brutzelt uns Süni die frisch erstandenen Lammkotletts und ich steuere einen gemischten Salat bei, welche wir uns zum Znacht schmecken lassen.

 

Dienstag, 4. März – die Pinnacles „auf welchem Planeten sind wir noch gleich?“

 

Das hier wird wieder so ein Bericht, für den ich nicht die richtigen Worte finde. Es gibt die Worte vermutlich gar nicht, man müsste sie erst erfinden. Weil „einzigartig“, „atemberaubend“, „unglaublich beeindruckend“, „wahnsinnig aufregend“,“ fantastisch“, und alle Superlativen die wir sonst noch kennen, können unsere Eindrücke nicht wiedergeben. Die Pinnacles im Nambung National Park, ist eine weitere Sehenswürdigkeit, von der wir bereits zu Hause gewusst haben, dass wir sie keinesfalls verpassen wollen.

 

Der gestrige Tag, mit grauen, schweren Wolken, die Nacht mit stürmischem Wind, der uns kaum schlafen liess, machte uns erst noch unsicher, ob wir mit dem Ausflug warten sollen. Wir wollten ihn erst sogar verschieben und Süni meinte:“ wenn doch nur das Wetter gut ist. Für die Pinnacles brauchen wir ein wenig blauen Himmel“. Und, wir haben stahlblauen Himmel gekriegt! Und nicht nur das. Nach Wochen mit Temperaturen weit über 35 Grad in dieser Region, ist es heute optimale 27 Grad, mit zwar immer noch viel Wind, aber dafür umso angenehmer. Danke Petrus an dieser Stelle, dass Du uns wettertechnisch bisher durchwegs wohlgesinnt warst! Nach 10.30h erreichen wir die Attraktion. Der ca. 4 Quadratkilometer weite Bereich, kann per Auto auf unbefestigter Strasse auf einem 4km langen Track befahren werden. Wir entschliessen uns jedoch für die Besichtigung aus allernächster Nähe, und darum für die Wanderung auf dem ausgeschilderten Fusspfad, der ca. 2 km lang ist. Aber erst einmal rüsten wir Süni mit einem Fliegennetz aus! Der ärmste wird wieder von Schwärmen der kleinen Monster-Fliegen attakiert. Kaum ist er aus dem Auto gestiegen, versuchen Sie sich Zutritt zu seinen Körperöffnungen am Kopf zu verschaffen!

 

Dann geht’s mit gutem Schuhwerk (fühlt sich merkwürdig an, nach wochenlang nur Flipflops) und vorallem mit 2.5 Litern gekühltem Wasser im Rucksack! Wir sehen die Kalksteinfelsen bereits von Weitem und juchzen innerlich vor Freude! Erst geht es etwa 500m zwischen kleineren Felselein hindurch zu einem Lookout. Von dort aus werden sie grösser und grösser. Der Grösste ist, gemäss Tourenmanual über 4m hoch. Folgendes weiss unser Tourenmanual ausser dem über die Entstehung der Pinnacles:

 

Die Kalksteinsäulen der Pinnacles entstanden durch Pflanzenwuchs vor etwa 500‘000 bis 50‘000 Jahren, auf dem aus Quarzsand bestehenden Wanderdünen. Dabei gelangen die Wurzeln der Pflanzen tief in eine sich verfestigende Kalksteinschicht vor und durchbrachen an brüchigen Stellen zunächst eine extrem harte Kalksteinkruste, die durch nach unten sickernde Humussäuren entstanden war. Durch Wassereinfluss verfestigte sich der Kalkstein zwischen den eingedrungenen Pflanzenwurzeln unter der Kruste. Das Weiterziehen der Wanderdüne (jährlich ca. 2-5m), setzte die frei werdende Kalksteinschicht der Erosion aus. Nur die extrem harten Bereiche, des durch viel Wasser zemetierten Gesteins widerstanden, um heute als Pinnacles eine unwirkliche Landschaft zu formen. Gelegentlich zeugen Kappen auf den Säulen noch von der ehemaligen Kalkkruste.

 

In der Tat fühlt es sich an, als gingen wir auf einem fremden Planeten. So muss es auf dem Mond sein oder auf dem Mars. Es fühlt sich unwirklich und futuristisch an. Kein Stein gleicht dem anderen. Jede Felsformation beeindruckt uns auf ihre Weise.  Wir können uns kaum satt sehen, und werden von diesem Anblick nie müde. Wir benötigen für die Wanderung fast 2 Stunden, inklusive gefühlter millionen Fotostopps! Hier ist eine „klitzekleine (!!!!)“ Auswahl davon.

Der nächste Programmpunkt ist, von seiner Entstehungsgeschichte her nicht minder spektakulär, besteht aber den Vergleich mit dem Vorherigen natürlich in keinster Weise. Im Lake Thetis finden sich Versteinerungen der Gruppe der ältesten Lebensformen, die bisher gefunden wurden, Stromatolithen im Alter von fast 3.5 Milliarden (!). Stromatolithen sind biogene Sedimentgesteine aus teils sehr feingeschichtetem Kalk. Mit ihrem schaligen Aufbau aus Knollen, Säulen oder welligen Lagen, erinnern sie äusserlich an Blumenkohl. Wir schauen und  knipsen.

 

Danach fahren wir retour auf den Campingplatz, wo es Apéro-Znacht in Form von scharfer Salami, Oliven, Pizzabrot und einer Cola gibt und später zum Dessert noch ein Vanillecornet.

 

Mittwoch, 5. März – Auskundschaften „hier bleiben wir dann später!“

Bereits nach wenigen Kilometern stoppen wir in der kleinen Ortschaft „Jurien Bay“. Anders als in Cervantes, ist es hier recht belebt, fast ein wenig touristisch. Wir parkieren beim Jetty, und machen den gemütlichen Spaziergang die paar Meter aufs Meer hinaus. Riesige Schwärme kleiner Fische schwimmen unter dem Bootssteg hindurch, und da! Plötzlich auch ein kleiner Haifisch! Dazu muss man wissen, dass der Jetty gleich neben einer schönen Badebucht liegt, in dem die ersten planschenden Gäste sich bereits erquicken. Ah Süni, das ist sicher kein Hai, so nahe am Ufer. Da, er kommt schon wieder! Oder ist es gar ein zweiter. Eine Gruppe anderer Besucher tut es uns gleich und spaziert auf den Jetty raus. Da schreit eine der Damen: a shark, a shark! Tja, dann ist es dann wohl so, hier schwimmt oder schwimmen Haie, wenn auch nur kleine, ca. 1 Meter lange. Immer wieder kreuzt er unter dem Jetty hindurch unseren Weg. Direkt neben dem Jetty liegt der Top Tourist Camingplatz, inklusive Jetty Café. Hier gönnen wir uns je einen Bananashake als zweites Frühstück. Der Campground ist super gelegen,direkt am Meer und einige kleine Läden sind bequem zu Fuss erreichbar. Wir sind auf unserer Fahrt Richtung Norden am auskundschaften, welches die schönsten Plätze sind. Wir haben uns entschieden, nicht die Fahrt durchs Landesinnere retour nach Perth zu machen, weil wir genügend Wüste und Steppe gesehen haben. Daher fahren wir der Küste entlang hoch, und in ca. 10 Tagen auch wieder diese Strecke retour. Einen Teil der interessanten Spots wollen wir auf der Hinfahrt erleben, und andere dann auf der Rückfahrt. Ausserdem möchten wir vor unserer Heimreise, möglichst Nahe von Perth, noch ein paar Urlaubstage einschieben, vielleicht mit Sonnenbaden, Planschen und oder shoppen. Dafür suchen wir noch die passende Location. Hier in Jurien Bay, sieht es nicht schlecht aus, eben weil alles schön nahe beieinander liegt. Wir merken uns diesen Platz für unsere Rückreise, und bleiben dann ein paar Tage hier.

In den anmächeligen Fachgeschäften kaufen wir noch kurz ein. Beim Metzger Bratwurst für Süni (der kriegt davon nie genug), für mich ein schönes Stück Rindsfilet,ausserdem ein paar Tranchen Buurehamme, beim Bäcker frisches Brot und ausserdem eine Melone und paar Erdbeeren. Unser übriger Proviant reicht noch einen Moment. Wir stoppen in beinahe jedem der folgenden kleinen Örtchen unterwegs. Die Landschaft hier im Westen ist in unseren Augen, sehr karg. Viel Steppe ringsum, mit wenig Grün, obschon wir nie weit weg vom Meer sind. Da sind die kleinen Oasen willkommene Abwechslung, auch wenn viele davon ebenfalls sehr karg wirken. Einige der kleinen Orte, kommen uns vor wie Retortenstädte. Wir zweifeln manchmal, ob hier überhaupt jemand wohnt. 20, 30 Häuser, ein Generalstore (Gemischtladen), eine Tankstelle und eine Post, thats’s it! Oft ist kein Mensch auf der Strasse anzutreffen. In Dongara, vergleichsmässig eine grössere Stadt, kehren wir wieder mal ein auf einen kühlen Eistee und einen Mittagssnack.

Die Fahrt führt uns danach weiter nach Greenough, ebenfalls eine Kleinststadt. Hier steht, mit 54 Turbinen, die grösste Wind-Farm von Westaustralien. Und wir zwei kleinen Schweizerlein, stehen mitten drin. Nichts als weite Wüste und 54 Turbinen. Keine Menschenseele, kein Auto weit und breit. Die Rotorenblätter der Turbinen sind 40 Meter lang. So ist der Durchmesser insgesamt über 80 Meter. Ich muss gestehen, dass ich es gut nachvollziehen kann, wenn Süni’s Herz bei dem Anblick zwei Takte rascher schlägt, auch wenn mein technisches Interesse ansonsten ziemlich rasch an seine Grenzen stösst. Es ist wirklich beeindruckend unter den Turbinen zu stehen, den Geräuschen zu lauschen im Bewusstsein, dass diese lustigen Wind-Dinger ganze Regionen mit Strom versorgen können.

Aktuelle Tagestemperatur:

 

Am Nachmittag treffen wir auf dem Big4 Campingplatz in Geraldton an. Nach einem ausgedehnten Strandspaziergang (der Strand ist unmittelbar beim Campingplatz), zieht es uns früh in die Campküche, wo wir das frisch gekaufte Fleisch zubereiten (jedes das seine J ) und gemütllich bei einer Flasche Wein znacht essen. An diesem Abend sind wir bereits um 20.30h im Bett.