Sonntag, 9. März – Wüste, Hitze und Termiten “lass uns in den Pool jumpen!“

Es ist uns klar, dass heute noch einmal ein „Fahrtag“ wird. Wir wollen heute unser nördlichstes Ziel „Exmouth“ erreichen. Von da an geht es dann in etwas gemächlicherem Tempo, die gleiche Strecke retour, die wir in den letzten 6 Tagen gefahren sind. Erst checken wir noch kurz einige Routenpunkte in Carnarvon. Wir sind uns nicht sicher, ob wir hier noch einmal stoppen. Als erstes fahren wir zur „Space Tracking Station“, ein geschichtsträchtiger Reflektor mit 29.6m Durchmesser. Dieser diente der Nasa als Satelliten-Beobachtungsstation bei grossen Ereignissen wie dem Raumflug der Apollo 11 oder der Mondlandung am 21.6.1969. 

 

Danach fahren wir gemütlich entlang der grossen Früchteplantagen, für die diese Stadt bekannt ist. Vorallem der Anbau von Bananen wir hier im grossen Stil betrieben. Aber auch Mangobäume sind viele zu bestaunen.

 

Danach geht es richtig los. Heute ist die Fahrerei etwas mühsam. Die Gegend wir wieder sehr karg mit wenig Abwechslung. Beinahe wie damals auf der Nullarbor Plain (wann war das nochmal?). Einzig die Tiere unterwegs sind uns willkommene, und immer wieder gern gesehene Abwechslung. Auch heute wird unser bisheriges Repertoire um eine Spezies erweitert. Riesige Termitenhügel säumen unseren Weg. Schätzungsweise bis zu 3 Meter hohe „Bauwerke“, links und rechts der Strasse, sicher tausende zwischen Carnarvon und Exmouth. Fasziniert halten wir ein paarmal an, um die Hügel zu bestauenen.

Am Mittag stoppen wir kurz in Coral Bay, dem einzigen kleinen Örtchen unterwegs. Eigentlich ist es noch nicht einmal ein Örtchen, mehr ein Ferienressort, mitten im Niemandsland. Aber hier beginnt das Ningaloo Reef, welches sich bis Exmouth erstreckt. Daher ist Coral Bay sehr touristisch mit und bietet sagenhafte Bade- und Schnorchel-Stränden. Kurz ausgestiegen und die Füsse ins Meer getaucht und dann kann es weitergehen. Auch dieser Zwischenstopp dient dazu, kurz die Lage abzuchecken, ob wir auf dem Rückweg hier einen Tagesstopp einlegen oder durchfahren wollen.

 

Aber stopp halt, da winkt uns jemand. Meinen die uns? Das kann doch nicht sein, wir kennen doch hier gar niemanden. Nach sicher 5 maligem Hingucken checken wir Doofen erst, dass es Steffie und Michel sind, die beiden, die wir in Fremantle auf dem Campingplatz kennengelernt hatten. Die beiden sind 3 Tage vor uns weitergereist. Also soooo klein ist die Welt, resp. Australien, dass man sich im Nirgendwo wieder begegnet. So ein Riesenzufall! Wir wechseln ein paar Worte, holen uns Tipps für Monkey Mia, wo wir demnächst ebenfalls zwischenstoppen und verabschieden uns nach paar Minuten bereits wieder. Mit jedem Kilometer, den wir weiter Richtung Norden fahren, wird es Grad um Grad wärmer. Wir messen heute bis zu 41.5 Grad. Als wir um 15.00h Exmouth erreichen ist es noch 39 Grad. Das machen wirklich nur die dummen Schweizer, im australischen Hochsommer, den Westen und dann noch den Nordwesten bereisen. Es ist allseits bekannt und war uns auch durchaus bewusst, dass es ziemlich heiss werden kann. Mitten im kleinen Städtchen, begrüssen uns 3 neugierige, vermutlich zahme Emus. Witzige Viecher! Wir erwischen einen tollen Campingplatz mit einem zauberhaften Pool, umringt von Palmen und blühenden Büschen. Was gibt es Besseres, als ein abkühlendes Bad im 31 Grad  kühlen (!!!) Pool? Der Campground beherbergt ein hübsches, italienisches Lokal, das Pinocchio’s, dort kehren wir am Abend ein und lassen es uns, einmal mehr, richtig gut gehen! Zur Vorspeise Muscheln an Tomaten-Chili-Knoblauch-Sauce und als Hauptgang Chicken Parmigiana, so etwas ähnliches wie Piccata Milanese. Mhhhhmmm das war fein!

 

 

 

Exmouth ist hier, in diesem Zipfelchen:

 

 

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Montag, 10. März – Ameisenplage “ihr lästigen kleinen Scheisserchen!“

Phuu! bereits am Morgen um 9.00h ist es 32 Grad warm. Letzte Nacht mussten wir, und dies seit langem wieder mal, die Klimaanlage laufen lassen. Das lästige Gesurre liess uns ziemlich schlecht schlafen. Dann am Morgen eine weitere unschöne Überraschung. Über Nacht haben sich eine Gruppe roter, klitzekleiner Ameisen, unserem Stromkabel entlang hochgehangelt und versucht in unseren Camper einzudringen. Süni entdeckt die kleinen Biester und besprayt sie mit Insektengift. Danach gibt es ein kurzes Pflichtprogramm zum Abspulen. Einkaufen, Geld holen, tanken und dann ab zur Touristeninformation (die gibt es wirklich in jedem noch so kleinen Kaff in Australien). Wir wollen heute den Cape Range Nationalpark erkunden und am Ningaloo Reef schnorcheln. Man sagt, das Ningaloo Reef, ist der kleine Bruder vom Great Barrier Reef und teilweise so nahe am Ufer gelegen, dass man es bequem, schwimmend vom Strand aus erreichen kann. Die Touristenlady gibt uns freundlich Auskunft, welche der Strände am besten für Anfänger geeignet sind und vermietet uns (nur) eine Schnorchelausrüstung für 10 Stutz. Als wir dann endlich gegen 10Uhr losfahren wollen, entdeckt Süni erneut eine sich stetig vergrössernde Strasse der sch… Ameisen, die sich gerade Zutritt in unsere „Speisekammer“ verschaffen wollen. Die Viecher wissen genau, wo es etwas zu holen gibt. Speisekammer, also das Schäftchen mit dem Brot, dem Nutella, Essig, Oel etc. ausgeräumt und seehhhr grosszügig eingesprayt. Einige der Scheisserchen, sind bereits erfolgreich in das Objekt der Begierde eingedrungen. Das Brot, welches wir eben erst neu gekauft hatten und fest in Plastik eingepackt ist, und das Maizena sind bereits infiziert. Die rote „Pest“ krabbelt bereits lustig darin herum…Es bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Lebensmittel in den nächsten Müll zu schmeissen. Endlich starten wir dann durch. Entlang der Küstenstrasse, am Leuchtturm vorbei, ca. 70 Kilometer, bis zu der empfohlenen Badebucht, der „Turquoise Beach“.

Es gibt insgesamt ca. 30 solcher Buchten entlang der geteerten, gut befahrbaren Strecke. Warum diese Bucht ihren Namen trägt, entdecken wir sofort, als wir aussteigen und die letzten Schritte über ein kleine Sanddüne zu Fuss gehen. Traumhaft! Nur wenige andere Touristen haben hier gestoppt und ihre Badetücher ausgebreitet. Es ist unglaublich ruhig  und gemütlich hier.

Wir stürzen uns beide direkt in das türkisblaue, angenehm kühle Nass. Ich, ausgestattet mit Taucherbrille, Schnorchel und Schwimmflossen, Süni ohne Flossen, aber mit Taucherbrille und Schnorchel, die er eben erst auf dem Parkplatz verlassen und verloren vorgefunden hat. Gleich nach dem Eintauchen begegnen uns einige recht grosse, so ca. 40 cm lange, hellgraue Fische mit blauen Augen. Recht hübsch und sie scheinen uns freundlich gesinnt. Süni begnügt sich mit dem Uferbereich, ich versuche mich aber nach einem ersten ängstlichen Zögern, dann doch weiter draussen, im vorgelagerten Riff. Immer weiter schwimme ich ins offene Meer hinaus. Das was ich da vor mir sehe, spornt mich immer mehr an und lässt mich mutiger werden. Eine einzigartige Unterwasserwelt bietet sich mir. Fische in allen Farben und Formen. Der grösste lediglich ca. 50cm lang. Vorwiegend sind es kleinere 5-12cm lange, die lustig umher schwimmen und an den Korallenbänken knabbern. Gelb gestreifte, orange-schwarz marmorierte, weiss-schwarz getigerte, uni blaue, grau geflammte und sogar welche in allen Regenbogenfarben. So wie wir sie sonst nur in grossen Aquarien (mein Zahnarzt hat übrigens eines) bestauenen können. Wunderschön! Ich sehe auch, das erste mal live in meinem Leben, einen kleinen Seestern auf dem Meeresgrund. Eine ganze Stunde verweile ich mich weit draussen. Immer wieder winke ich Süni zum Ufer, damit er weiss, dass alles in Ordnung ist.

Dann ein kurzer Spaziergang den Strandentlang und die gleiche Zeremonie noch einmal von vorne. Auch Süni, der alles andere als eine Wasserratte ist, steigt freiwillig ein zweites mal in den indischen Ozean. Kurz vor 14.00h entscheiden wir uns, zusammenzupacken und die knapp 200 Kilometer bis retour nach Coral Bay heute noch zu fahren. Es ist uns in Exmouth, mit wiederum über 40 Grad einfach viel zu heiss und die Fliegen quälen uns bis aufs Blut. So erreichen wir Coral Bay, wo wir gestern zwischengestoppt hatten, um 16.30h. Wir hätten niemals im Leben gedacht, dass wir 29 Grad je als angenehm empfinden würden. Aber heute als wir aus dem Camper steigen, empfinden wir diese Wärme als supertoll!

Wir unterziehen unseren Camper einer gründlichen Reinigung. Noch immer krabbeln rote Ameisen durch unser Wohnzimmer. Das geht ja gar nicht! Danach räumen wir die Speisekammer wieder ein und holen uns im kleinen Supermarkt im Ort, ein neues Brot und eine Schachtel neues Maizena. Süni brutzelt uns leckere Schweinskotletts (weil die hier einfach bombastisch zart und saftig sind) mit Spaghetti und Erbsli und Rüebli.

 

Später am Abend duschen wir uns noch das Salz von der Haut. Wir sind beide, trotz Day-Long-Sonnencrème, an den Stellen die bisher nicht viel Sonne erwischt hatten (wir haben beide lediglich eine vornehme T-Shirt-Bräune) leicht verbrannt und dürfen uns fortan Herr und Frau Brändli nennen ;-) Das ist aber unsere kleinere Sorge. Vielmehr hoffen wir, dass wir alle roten Ameisen gekillt haben und sie nicht auch noch in unserem Schlafzimmer vorfinden…

 

 

Dienstag, 11. März – Korallen “das sieht ja aus wie Salat!“

 

Auch heute gelingt es uns, etwas zu tun, was wir hier bisher nicht gemacht haben. Wir essen auswärts „Zmorge“. In Finn’s Cafe, lassen wir uns Speck, Spiegeleiger und Toast mit frisch gepresstem Orangenjus schmecken. Für Süni bestellen wir „chauti Schoggi“, was er bekommt ist eine Eisschokolade, beinahe schon ein Coupe zum Frühstück J

 

Dann wieder so eine unerwartete Überraschung. Plötzlich stehen Manuela und Päscu vor uns, die beiden von denen wir uns erst letzten Samstag in Kalbarri verabschiedet hatten. Wir haben wieder eine Menge Tipps auszutauschen. Wir gehen davon aus, dass wir uns am Abend wiedersehen, da das Örtchen winzig und extrem überschaubar ist. Nach dem Frühstück shoppen wir im einzigen Laden im Ort. Danach machen wir uns auf den Weg zur Bootsrampe. Für alle Nicht-Schnorchler unter uns, inklusive deren Begleiter (J), haben wir eine Glasbodenbootstour gebucht.  Wir steigen kurz nach dem Mittag auf die „Miss Coral Bay III“, zusammen mit etwa 10 anderen Touris. Käptn Fraser uns seine Assistentin Alison, helfen uns an Bord und informieren uns über die Tour und die Bedingungen des Meeres. Wir haben anscheinend einen ruhigen Tag erwischt. Hier wird uns vorallem das Korallenriff näher gebracht. Die Fischlein sind zwar, ähnlich wie bei meinem Schnorchelgang gestern, auch vorhanden, Schwerpunkt heute sind jedoch die Korallen und das Riff. Es ist beeindruckend, welche Vielzahl vorallem in dieser Gegend üblich sind. Fraser erzählt uns, dass es hier ca. 2500 verschiedene Formen gibt und dass jede notwenig ist, das Gleichgewicht der Unterwasserwelt im Einklang zu halten. Wie Salat, sieht das auf den Fotos aus, meint Süni. Aber auch wie Broccoli oder Blumenkohl witzeln wir. In der Tat, sind die Korallenbänke hier nicht besonders bunt. Es ist alles in Grau-grün-beige gehalten, ausser ein paar auffälllig blauen, die einen sofort ins Auge stechen. Die Fahrt mit dem Boot dauert gut eine Stunde.

 

Anschliessend wiederholt sich das Spektakel von gestern. Ausgerüstet mit Schnorchelausrüstung, geht es dann für mich wiederum ab, zum vorgelagerten Riff, wo ich meine neuen Freunde, die bunten Fischlein besuche. Heute schwimme ich sogar an einem kleinen Stachelrochen vorbei, wau, das ist der Hammer!

Gegen Abend wollen wir uns den Sonnenuntergang anschauen, der soll hier besonders schön sein. Wir steigen auf einen erhöhten Aussichtspunkt und warten, bis die Sonne am Horizont verschwindet. In meinem rosa Handtäschli verstaue ich zwei Bierdosen, die wir öffnen und deren Inhalt wir zur schönen Aussicht geniessen.   

 

 

Gestatten? Bond, Süni Bond  ;-)

 

 

 

Danach treffen wir Päscu und Manuela, die wiederum ein schweizer Päärchen dabei haben, welches sie heute kennengelernt haben, Andrea und Fabio. Die jungen wollen in den örtlichen Pub. Auch wenn es in den gottverlassenen Gegenden sonst nichts hat, aber ein Bottleshop (Alkoholladen) oder ein Pub ist immer zu finden. Klaro, das passt uns,  und weil bei dem gedrängten Programm eh keine Zeit zum Kochen war, essen wir erneut auswärts. Aber erst noch holen wir Stefie und Michel ab, die wir heute ebenfalls wieder angetroffen und mit denen wir uns provisorisch verabredet hatten. So kommt es, dass wir eine 8 Personengruppe von Schweizern um einen Tisch herum sitzen und unsere Abenteuer austauschen und uns gegenseitig  Tipps für die Weiterreise geben. Die Menükarte des Restis ist recht klein aber wir finden trotzdem einen leckeren Znacht. Süni bestellt Cesar Salat, Salat mit Pouletstreifen und Parmesan, und ich lasse mir einen Salat mit Crevetten und Mango schmecken. Dazu natürlich noch einmal paar Bierchen, und die Stimmung unter den jungen Menschen runden den gemütlichen Abend ab. Von Stefi und Michel, verabschieden wir uns endgültig, die beiden reisen weiter Richtung Norden. Dass wir die anderen 4 noch einmal antreffen, ist nicht auszuschliessen, sie reisen, wie wir auch, wieder südwärts.

 

v.l.n.r.: Stefie, Michel, Päscu, Manuela, Süni, Corinne, Andrea und Fabio

 

Mittwoch, 12. März – 500 Kilometer und mehr “und das alles für ein Bisschen Meer!“

 

Das Erwachen an diesem Morgen, ist anders als sonst. Bereits beim schlafengehen haben wir festgestellt, dass es ziemlich feucht ist. Aber beim Aufstehen trifft uns fast der Schlag. Eine tropische, warme Feuchtigkeit macht sich breit, die uns das Atmen erschwert und sich für uns unglaublich merkwürdig anfühlt. Auf dem Weg zur Dusche, muss ich die Brille abnehmen, weil sie beschlagen ist und Süni und ich tropfen, ohne zu Schwitzen.

 

Bereits um 8.00h haben wir den Camper frisch aufgetankt und fahren los. Wir haben erneut eine sportliche Strecke vor uns, nämlich 576km bis Monkey Mia! Wir halten nur zum Tanken und einmal leisten wir uns, als Mittagessen sozusagen, eine Glace. Es gibt Momente auf unserer Reise, wo wir uns wirklich fragen, ob wir noch ganz „putzt“ sind. Wir fahren hunderte von Kilometern durch Wüsten und Steppen, um ein weiteres Bisschen Meer zu sehen. Aber jeden Tag, wenn wir erfolgreich am Ziel ankommen, wissen wir wieder warum wir es tun. Wir werden jeden Tag für die Strapazen entschädigt, mit atemberaubenden Bildern und nie wiederkehrenden Abenteuern!

 

Gegen 15.30h erreichen wir Denham, das letzte kleine Städtchen vor Monkey Mia. Auf dem dortigen Touristenbüro buchen wir für 2 Nächte den Campingplatz in Monkey Mia, sowie die Eintrittsgebühr für den Francois Peron Nationalpark, in dem sich das Ressort befindet. Ausserdem buchen wir gleich für morgen, einen Bootsausflug mit Dolphin und Dugong (Seekühe) Watching.

 

Das kleine Ressort in Monkey Mia, umfasst den Campingplatz mit Pool, ein Restaurant, eine Bar, ein Touristeninfozenter, einen Bootssteg und natürlich einen Badestrand! Aber dazu dann morgen mehr. Als wir ankommen um 16.00h ist es sageundschreibe immer noch 41 Grad. Da bleibt nichts anderes übrig, als in der Monkey Bar ein schattiges Plätzchen zu suchen und sich bei einem Drink abzukühlen. Wir essen auch gleich eine Kleinigkeit zu Abend und fallen heute wirklich todmüde ins Bett.