wir sind in Albany

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Montag, 17. Februar – Der Duft der weiten Welt „schnell weg, hier stinkt‘s“

 

Süni und ich sind uns, wie fast immer, einig: dieser Campground passt uns nicht.  Obwohl viel gemütlicher als die Campgrounds der verschiedenen Roadhäuser, die wir in den letzten Tagen aufsuchen mussten, fühlen wir uns hier auf dem Big4 in Albany einfach nicht wohl. Die Leute hier, vorwiegend ältere Australier, sind uns nicht freundlich gesinnt. Die Männer, ja, das ginge ja gerade noch, die grüssen wenigstens knapp. Aber die Weiber hier, wenn man ihnen zunickt und nett grüsst, schauen die doch gleich auf die andere Seite. Unsere direkte Nachbarin ist die Schlimmste von allen, die schaut noch nicht einmal in unsere Richtung und ignoriert uns demonstrativ. Süni hatte letzte Nacht sogar einen „bösen Traum“. Er träumte, die Campierer hier, haben uns die Pneus aufgeschlitzt. Gottlob war es wirklich nur ein Traum! Wir werden hier –und das ist wirklich völlig untypisch für Australien- behandelt wie Eindringlinge. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir nur eine, anstatt 2 Nächte voraus bezahlt.  Wenn das im Westen bloss mal nicht so weiter geht. Das sind wir uns vom Osten gar nicht gewohnt. Und nun, wenn ich schon am Lästern bin, dann auch noch gleich folgendes: Alle Frauen in Albany, denen wir bisher begegnet sind, stinken grässlich nach billigem Parfüm! Das ist uns noch nirgends dermassen unangenehm aufgefallen wie hier. Echt jetzt! Junge, alte, Mittelalterliche, reiche, einfache, restlos alle stinken! Nicht alle nach dem gleichen Billigwässerchen. Es kann also ausgeschlossen werden, dass in irgendeinem Warenhaus eine Grossaktion des gleichen Duftes statt gefunden hat. Mal stinkts süsslich, mal stinkts blumig, dann wieder herber, aber einfach alle stinken. Es muss mit dem Klima hier einen Zusammenhang haben, anders lässt sich dieses Phänomen nicht erklären.

 

Der Campingplatz hat einen kleinen (wirlich nur klitzekleinen) Wildpark angelegt. 2 Kangaroos, ein Emu und ein paar Enten, teilen sich ein ca. 10 auf 20 Meter langes Gehege. Nach dem Frühstück erkunden wir den angepriesenen Kleinzoo. Der Anblick stimmt uns aber alles andere als versönlich. Wir hätten lieber mehr von Skippy und Co. in freier Natur.

Anschliessend geht es ab ins City Center. Albany ist die älteste Siedlung Westaustraliens und wurde 1826, also noch 3 Jahre vor Perth, gegründet. Es sind noch heute gut erhaltene Strassenzüge aus dem 19. Jahrhundert vorhanden. Die Town Hall ist Albanys Wahrzeichen. Die müssen wir natürlich unbedingt in Natura bewundern. Einmal die Strasse runter und auf der anderen Seite die Strasse wieder hoch, ist es das aber auch schon mit dem Rundgang gewesen. Die Erkundung des Stadtkerns ist keinesfalls ein tagesfüllendes Programm. Nach einigen zusätzlichen Shopping-Aktivitäten und einem Abstecher in eines der hübschen Cafés, sind wir dann auch schon vor dem Mittag durch mit Schauen.

 

Wir nutzen den unerwarteten freien Nachmittag und reisen in den nur wenige Kilometer entfernten kleinen Nationalpark „Torndirrup“.  Dieser bietet nebst einer grünen, saftigen Kulisse an Büschen und Bäumen, zwei spektakuläre Naturwunder: die Felsformationen „the Gap“ (die Spalte) und „the natural Bridge“ (die natürliche Brücke). Mitten in einer Felslandschaft, gelangen wir als erstes zu der natürlichen Brücke. Diese ist über gepflegte und sicher angelegte Fusswege, bequem zu erreichen. Wir haben auf unserer letzten Reise vorallem eines gelernt, wenn der Himmel grau ist, ist das Meer auch grau und folgedessen auch die Fotos. Und genau das ist am heutigen Tag der Fall. Die Temperatur  ist zwar mit 26 Grad recht angenehm, aber leider ist der Himmel verhangen und das Blau blinzelt nur sporadisch durch die dicke Wolkendecke. Und so erscheinen auch die besagten Felsformationen heute grau in grau! The Gap ist eine Spalte, die sicher mehr als 20 Meter in die Tiefe führt. Das Meer türmt sich am Felsen auf, es schäumt wild und tost und zischt. Ein unglaubliches Spektakel!

Zurück auf dem gruseligen Campingplatz, nehmen wir uns wieder Zeit, ein wenig zu lesen, zu schreiben und ein Bierchen zu trinken. Heute wird uns richtig bewusst, dass wir erst einen viertel unserer Reise hinter uns haben, also eigentlich stehen wir noch fast am Anfang. Es bleiben uns noch weitere 5 Wochen Zeit, dieses Land zu erkunden. Das ist für uns noch immer kaum vorstellbar. Unsere Köpfe sind bereits jetzt voll mit Eindrücken, einfach unglaublich!

 

Dienstag, 18. Februar – Der Tag des guten Essens „man gönnt sich ja sonst nichts“

Heute ist der erste Tag, an dem mir der Tagebucheintrag ein wenig schwer fällt und ich keine wirklich zusammenhängende Geschichte zustande bringe. Vielleicht liegt es daran, dass wir heute gar nicht so viel erlebt haben. Vielleicht auch daran, dass das, was wir für heute geplant hatten, nicht so wirklich geklappt hat oder sich zumindest nicht richtig angefühlt hat. Aber alles der Reihe nach: Wir frühstücken wieder sehr ausgiebig und, wir haben entschieden, das nun täglich zu tun.

Wir werden generell einen Gang zurückschalten und uns für alles viel mehr Zeit nehmen als bisher. Die Kilometerblocherei hat ein Ende und wir sind in einer Region, wo man sehr gut auch länger verweilen kann. Unser Tagesziel daher, liegt in sehr unsportlichen, gar lächerlichen 58 km Entfernung. Unterwegs wollen wir aber doch einen Zwischenstopp machen und zwar an der Shelley Beach im Westhowe Nationalpark. Nur ein paar Kilometer ab von unserer Tagesroute, wird uns ein traumhafter Strand versprochen mit Granitplutonen (Felsen), Kletterern und Gleitschirmfliegern. Tja nur leider steht in unserm Reiseführer nicht, dass die letzten 6 Kilometer unbefestigte Strasse sind und da dürfen wir bekannterweise, mit unserem Camper nicht durchfahren. Pech und retour im Text.  Wir fahren die steile Bergstrecke die unser Camper hochgeschnaubt ist, wieder retour und erhaschen dafür noch einmal kurz einen Blick auf die Küste vor Albany.

So erreichen wir unser Tagesziel, die Stadt Denmark,  bereits um 11.00h. Das 1000 Seelen-Städtchen hat seinen Namen nicht etwa von einem Dänen erhalten, wie sich vermuten liesse, nein, es war der englische Schiffsarzt, Dr. Alexander Denmark, oder besser gesagt ein Freund des Doktors, welcher der Stadt und dem gleichnamigen angrenzenden Fluss, den Namen zuteilte. Denmark ist ein wirklich „schnusiges“ Städtchen. Wir sind glücklich darüber, dass hier unsgegenüber, wieder alle aufgestellt und freundlich gesinnt sind. Und auch die Damen riechen hier nicht mehr gar so streng. Auffallend elegante Modeboutiquen und aussergewöhnlich viel gesundes Zeugs ist hier anzutreffen. Mit „gesundem Zeugs“ meine ich die Läden mit Bio-Produkten, frischen Kräutern, natürlichen Seifenläden, Räucherstäbchen und einem Gesundheitszentrum und sehr zu unserer Bestürzung, fast nur „schampar“ gesunde Café’s oder Tea Rooms. Kaffee und Tee in allen Variationen und Fruchtsäfte aus Früchten, die wir nicht aussprechen können oder gar kennen. Nicht einmal eine Cola, geschweigen denn  ein kühles Bierchen kriegen wir hier. Das kann es ja nun wirklich auch nicht sein.  

Wir kürzen daher unsere Stadtsightseeingtour ab und machen uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Direkt am Denmark-River gelegen, werden wir fündig. Aber wir haben ein kleines déja-vû! Wieder nur so ältere Australier mit Wohnwagen, treffen wir auf dem hiesigen Campgroung. Wir wünschen uns einfach etwas mehr Action und ziehen daher weiter. In der Ocean Bay, ca. 8 km vom Städtchen entfernt, werden wir dann fündig. Es ist erneut ein Big4 und diesmal einer jenen Sorte, die wir kennen und schätzen gelernt haben. Riesengross inmitten des Naturreservates, umgeben von herrlich duftenden Bäumen. Hier wird uns eine supermoderne WC- und Duschanlage und riesige Stellplätze geboten, im Vergleich zu gestern, mindestens 3 mal so gross. Mittlerweile ist es 13.00h und wir verspüren ein Hüngerchen. Süni schneidet uns die feine, aber sehr scharfe Salsicia auf, die wir kürzlich erstanden haben, paar Zwiebelringe und Oliven, und natürlich das langersehnte Bierchen dazu.

Wir haben, wie es scheint, diesmal internationale Nachbarn, die auch mehrheitlich mit den Campern unterwegs sind. Wie wir da so im Grünen sitzen fällt uns auf, dass im Rasen um uns herum, Unmengen von „Gagis“, also kleinen Kotkügelchen rumliegen. Wenn das mal nicht Kangaroo-Kot ist. Aber wo sind denn die Tierchen dazu. Wir warten mal die Dämmerung ab, ob sie sich blicken lassen. Unterdessen gesellen sich viele andere Camp-Mitbewohner zu uns. Scharenweise Kakadus und Enten, picken im Gras. Wir freuen uns über die Gesellschaft und geniessen die Stimmung bis zum Abend. 

 

Zum Znacht zaubert uns Süni dann noch einmal ein Highlight. Es ist fast ein wenig wie Weihnachten, wir gönnen uns heute ein Festessen: Rindsfilet mit Sauce Bernaise (fixfertig aus dem Beutel) und weissem Reis (auch fixfertig aus dem Beutel). Dazu ein Glas unseres Shiraz, den wir heute gepostet haben. Unglaublich lecker! Dazu muss ich für alle Unwissenden ergänzen, dass die Australier generell viel Rindfleisch essen. Gerade Westaustrallien ist das Land der Kühe. So begegnen wir täglich abertausenden von Rindern in allen Farben und Grössen. Riesige Rinderherden über mehrere Hektaren Land verteilt, müssen sie von den Farmern erst zusammengetrieben werden, bevor ihr Weg sie dann ihrer Bestimmung zuführt. Genauso findet die Schafzucht statt. Die Herden sind oft meilenweit von ihren Farmen entfernt. Oft haben wir das Gefühlt, die können gar niemandem gehören, weil rings um die Herden weit und breit keine Menschen auszumachen sind. So ist es nicht verwunderlich, dass es hier Rinds- und Schaffleisch im Verhältnis günstig zu erwerben gibt. Für die beiden Filet, gut 350 Gramm, haben wir 10 Dollar bezahlt. Ansonsten ist das Leben hier aber sehr teuer! Vorallem Milchprodukte sind teilweise teurer als in der Schweiz, ansonsten sind die Preise etwa auf schweizer Niveau.

 

Mittwoch, 19. Februar – Elephanten oder Schlangen „entscheide Dich jetzt!“

Sie sind tatsächlich gekommen! In Scharen gekommen! Viele kleine und auch einige grosse Kangaroos sind um unseren Camper rumgehüpft und haben friedlich Gras gefressen ! Morgens um 3 Uhr werde ich wach (der Instikt muss es gewesen sein, ich erwache sonst nie um diese Zeit), schaue aus dem Fenster und da sehe ich sie, die Verursacher der kleineren und grösseren Gagi-Häufchen, welche wir tags zuvor entdeckt hatten. Ich wecke Süni, der glaubt mir das sonst nie. Er zückt sofort die Kamera zwecks Beweisführung, aber die Dunkelheit lässt keine brauchbaren Bilder zu. Also begnügen wir uns mit Beobachten und schlafen dann irgendwann wieder ein.

Wir schlafen das erste mal richtig aus! Erst um 7.40h (!) stehen wir auf und es ist uns sorfort klar: heute wird ein guter Tag! Wir starten erst um 10.00h und entschliessen uns, gleich den Camingplatz eine Nacht länger zu reservieren. So haben wir den Tag voll zur Verfügung und müssen uns nicht um eine Unterkunft bemühen. Wir erreichen die William Bay, einen weiteren wunderbaren Nationalpark, kurz nach 10.30h. Dieser Park besticht mit vielen Baumsorten. Vorallem Karri- und Jarrahbäume aber auch die sogenannten Pfefferminzbäume, welche unter den grossen Bäumen wachsen, sind hier zu finden. Wildes, verwachsenes Land umgibt die Buchten, in diesem Fall die Sehenswürdigkeiten „Greens Pool“ und „Elephant Rocks“. Als erstes erobern wir die Beach um den Greens Pool. Wie immer, sind diese „Spots" über prima unterhaltene Fusswege oder Treppen erreichbar. Bereits von diesem Zugang aus erkennen wir, wie unglaublich schön und malerisch diese Bucht liegt. War der Himmel am Morgen noch grau und die Temperaturen eher ungemütlich, hat sich unterdessen für uns alles optimal entwickelt. Stahlblauer Himmel und etwa 28 Grad mit einer deftigen Brise Wind. Das Meer in der Bucht, mit zig Farbnuancen von Dunkelblau bis helltürkis, darin die, vor den hohen Wellen schützenden Felsen, bilden den einzigartigen Pool, in der Tat ein Bassin, welches zum Baden einlädt. Wir waten den Strand entlang und fühlen den Wind auf unserer Haut. Natürlich hat es andere Touristen, aber auch heute stören wir einander nicht. Es gibt genügend Platz, sich aus dem Weg zu gehen. Schnell aus den Kleidern geschlüpft und in Badesachen ab ins Meer, jedenfalls der Teil von uns, der dazu Lust hat. Es braucht ein wenig Überwindung. Das Wasser ist glasklar und entsprechend kühl. Aber Luft anhalten und untertauchen,  das muss hier einfach sein. Die Freiheit in dem Moment, das prickelnde Wasser, die Felsen, die Stimmung…boaaahhhh, unbeschreiblich. Wir lassen uns an der Sonne trocknen, bevor wir weiterziehen.

Nur etwa 10 Fussminuten entfernt, liegt die nächste winzige Bucht. Wir gehen auch hier einen trittsicheren Fussweg. Rechts und links von uns, wildes, überwachsenes Land, Sträucher, gelbe Wildblumen, kleine Bäume und immer wieder kleine Felsen. Süni meint noch: eigentlich würde ich gerne mal eine Schlange sehen, natürlich nur aus sicherer Distanz. Aber dann wüssten wir wenigstens, wie sich das anfühlt“. Sünis Wunsch, der Schlange Befehl, liegt sie wenige Minuten später, in ihrer vollen Länge vor uns auf dem Fussweg! Huch, wir hätten sie beinahe zu spät entdeckt. Wir gehen drei, vier Treppenstufen retour, auf „sicheren“ Abstand. Die schwarze, etwa einen Meter lange Schlange, rührt sich nicht. Was nun? Wir wollen die Elephant Rocks sehen und es führt kein anderer Weg dahin. Unser Grundsatz hier: Nichts riskieren!!! Süni meint zwar die sieht verdorrt aus, die ist sicher tot. Aber das sieht für mich anders aus. Die Schlange glänzt in der Sonne tiefschwarz, die ist nie und nimmer tot. Werfen wir doch mal von gaaaanz weit weg ein Steinchen und schauen was passiert. Ein Steinchen, weit daneben, ein zweites Steinchen, schon etwas näher, noch ein Steinchen und noch eins. Die Schlange regt sich nicht. Nochmal: Wir riskieren NICHTS, und treten den Rückweg an. In dem Moment schlängelt das Ding in Windeseile ins Dickicht davon. Boah! Haben wir uns erschrocken! Egal, wir ziehen konsequent ab.

 

 

 

 

Tot oder nicht tot, das ist hier die Frage!

Auf einem grossen Felsen in der gegenüberliegenden Bucht, setzen wir uns hin und packen unser mitgebrachtes Zmittag aus. Selbstgemachte Schinken- Käsesandwiches und Trauben. Mit dieser Aussicht während unseres Lunches, lässt es sich wirklich gut leben.

Doch die Elephanten lassen uns keine Ruhe. Wir beobachten, wie immer mehr andere Touristen die Stelle passieren, ab der wir die Schlange „verschreckt“ hatten. Also wenn die alle da durchgehen, dann können wir das doch auch. Und ausserdem, sind gerade diese Elephanten Felsen, DIE Attraktion überhaupt, in dieser Gegend. Wir würden das auf Ewig bereuen, wenn wir da nicht hin gehen. Mit einem mulmigen Gefühl und allen Sinnen weit geöffnet, gehen wir den Weg also ein zweites mal. Fest mit den Füssen aufstapfen, sagt Süni, das verschreckt sie. Und es klappt diesmal prima. Der Anblick der Felsformationen ist mit nichts anderem zu vergleichen. Die Felsen, teilweise weit über10 Meter hoch, sehen aus, wie eine Herde Elephanten. Grosse Bullen, kleinere Weibchen und noch kleinere Jungtiere. Daher natürlich auch der Name „Elefanten-Felsen“.  Ebenso vorsichtig wie wir gekommen sind, gehen wir den Weg wieder zurück.

Unsere Fahrt führt uns anschliessend über den Scenic Drive (Aussichtsfahrt extra für Toristen gekennzeichnet) durch die herrlichen Wälder der Umgebung. Karri-, Marri- und Jarrahbäume, alte Eukalypthussorten, säumen unseren Weg. An Rebbergen und Farmen vorbei, und schliesslich zurück in die Stadt Denmark führt unsere Reise.

Auf einem Plakat auf unserem Campingplatz, hatten wir von einer Brauerei gelesen, wo es auch feine Menüs, unter anderem Steinofenpizzas geben soll. Wir haben in den letzten Tagen immer selber gekocht und finden, dass wir es verdient haben, uns mal wieder verwöhnen zu lassen. Wir fragen nach dem Bier mit dem wenigsten Alkoholgehalt, Süni muss ja noch fahren, und lassen uns ein Gingerbeer empfehlen mit nur 3 Volumenprozent. Sehr gewöhnungsbedürftig! Das schmeckt nach Ingwer, ist ja klar, aber auch irgendwie wie Hustensirup und es brennt grässlich auf der Zunge(und auch im Magen, wie wir später noch feststellen sollten). Das Gebräu ist eine interessante Erfahrung für uns, aber mit Bier hat das gar nichts zu tun. Die Pizza ist dafür umso leckerer. Alle Zutaten frisch, der Teig sagenhaft und wirklich mit dem Steinofengeschmack, den wir so lieben.

Donnerstag, 20. Februar –Baum, lass Dich umarmen! “aber ig mah jo gar nid ume!"

Um 08.30h stehen wir bereits wieder „putzt und gsträuht“ im Supa Iga (Supermarkt) um unsere Vorräte aufzustocken. Heute fehlen uns Brot und Früchte. Wir kaufen fast täglich ein, und möglichst nur das, was wir innert 2 Tagen aufbrauchen. Der Grund ist der, dass unser Kühlschrank nur wenig Platz bietet, und weil uns kürzlich Fleisch verdorben ist, weil vermutlich auch die Leistung des Kühlschrankes für längeres Aufbewahren nicht genügt. Heute steht ein Programmpunkt an, auf den wir uns monatelang vor Reiseantritt bereits tierisch gefreut haben: der „Valley of the Giants“ (Tal der Giganten, oder Tal der Riesen). Gemeint ist damit ein Abschnitt im Walpole-Nornalup Nationalpark, mit einem Baumbestand an teilweise über 400 Jahre alten Karribäumen. Diese Bäume sind in der Tat Giganten mit Umfängen bis zu 12 Metern! Das Highlight im Park selber, der Tree-Top-Walk, ein 600 Meter langer Rundgang über einen leicht schaukelnden Laufsteg, in den Gipfeln der Bäume, in bis zu 40 (!) Meter Höhe über dem Waldboden. Der Steg erinnert an jenen aus der Fernsehshow „ich bin ein Star, holt mich hier raus!“. Jener liegt jedoch in Queensland nahe Brisbane, also einige Tausend Kilometer von dem unseren entfernt. Dieser Walk ist bombastisch! Zuerst ist es uns zwar auf dem schaukelnden Ding schon etwas „gschmuech“, aber das legt sich mit jedem Schritt und jedem unglaublich beeindruckenden Baum, den wir sehen! Es ist unmöglich, diese Eindrücke auf Foto zu bringen. Der Mensch nimmt die Weiten, Höhen und Tiefen, Düfte und Geräusche in 4D wahr, während eine Fotolinse das lediglich in 2D schafft. Wir nehmen uns viel Zeit, schauen in die Ferne und in die Tiefe, und atmen den Duft der Eukalypthushölzer tief ein. Es ist wunderbar still und es tut der Seele gut.

 

Der anschliessende Spaziergang durch den eingegrenzten Rundgang auf festem Waldboden, ist nicht minder beeindruckend. Aus nächster Nähe sehen wir die Baumstämme der massiven, knorrigen Riesen. Teilweise innen hohl, weil ausgedorrt und über die Jahre morsch, oder ausgebrannt von einem früheren Buschfeuer. Bei einigen können wir sogar untendurchgehen, und das ohne die Köpfe einzuziehen. Bombastisch!

 

Die Region bietet natürlich unglaublich viele Naturreservate zum Bewandern und Bestaunen. Für uns sind aber 2 Stunden Fussmarsch für‘s erste genug. Wir entschliessen, unsere Reise wieder in Richtung Meer fortzusetzen. So landen wir nach gut 320 km einen Glückstreffer, auf einem Campground an der Hermelin Bay, mit eigenem, direkt angrenzenden wunderschönem Badestrand.  Wir haben nun die Westküste und somit den Indischen Ozean erreicht. Kaum parkiert, erkunden wir den Strand. Ein netter Australier informiert uns, dass es hier „stingrays“ (Stachelrochen) gibt, die handzahm sind und bis ans Ufer kommen. Das hatte auch unser Reiseführer gewusst, wir konnten es nur nicht wirklich glauben. Wir machen uns auf den Weg dorthin, wo bereits eine kleine Menschengruppe Ausschau hält. Und siehe da: 3 riesengrosse Rochen, mit sicher fast anderthalb Meter  Durchmesser, schwimmen bis zu unseren Zehenspitzen. Die Menschengruppe, 5 junge Franzosen mit Schnorchelausrüstung, schwimmen zusammen mit den Rochen und können sie tatsächlich streicheln. Schon wieder eine Ausnahmeerfahrung, die wir hier machen dürfen. 

 

Der nette Australier hat uns auch noch empfohlen, um 18.30h an die gleiche Stelle zurückzukommen. Es gebe hier, am schönsten Flecken der Erde, so seine Worte, einen herrlichen Sonnenuntergang zu bestaunen. Wir rennen schnell los, zurück zum Camper. Süni kocht unser Znacht rasch vor, aber das Essen verschieben wir auf später. Das Schauspiel mit dem Sonnenuntergang, wollen wir uns nicht entgehen lassen. Manchmal muss man im Leben einfach Prioritäten setzten ;-) Pünktlich stehen wir wieder am Strand. Bei unserer Ankunft hat unser Thermometer noch fast 30 Grad gemessen. Unterdessen hat es aber spürbar aufgefrischt und es windet wieder ziemlich stark. Wir „schlötterlen“ in unseren T-Shirts, aber wir harren aus. Ein einzigartiges Farbenspiel bietet sich uns. Auch hier treffen wir ein sehr nettes Australier-Ehepaar, welches uns Tipps über andere hübsche Spots auf unserer Route mitgeben. Wir geniessen auch dieses Erlebnis und sind dankbar, für jeden einzelnen Moment, der uns am heutigen Tag zuteil wurde.

 

Zurück im Camper, schlemmen wir Sünis vorbereitetes Riz Casimir und stossen mit einem Glas Roten auf das Erlebte an. Die Bewegung an der frischen Luft, hat uns hungrig und müde gemacht.